Die Bademeister – Weiber, Saufen, Leben retten

Quelle: RTL Quelle: RTL Quelle: RTL

Die Bademeister - Weiber, Saufen, Leben retten

Regie: Martin Walz

Paul (Michael Herbig) und Böller (Hilmi Sözer) sind waschechte Proleten. Die beiden Männer aus dem Ruhrpott tragen am liebsten prollige Goldketten, gebleichte Jeans und fragwürdige Frisuren. Ihr Ziel ist es, am Ballermann auf Mallorca als Bademeister angestellt zu werden, damit sie den ganzen Tag am Strand Blondinen aufreißen können und Dosenbier schlürfen dürfen. Es wird zwar nicht Mallorca, aber die asozialen Freunde bekommen die Möglichkeit, ihre Träume auf einer anderen Urlaubsinsel zu verwirklichen. Nun mischen sie den spießigen Tourismus auf Sylt auf.

Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/die-bademeister-weiber-saufen-leben-retten

DE · 1999 ·  Laufzeit 90 Minuten · FSK 12 · Komödie

Drehbuch: Mathias Dinter, Martin Ritzenhoff
Regie: Martin Walz
Produktion: Hofman & Voges
Sender: RTL

Kritiken

Auswahl

DIE ZEIT

“SCHOKOSEITE

Ob unsere Gesellschaft noch in Klassen zerfällt oder sich pluralistisch geeinigt hat – auch darüber sagt das Fernsehprogramm etwas aus. Allerdings Widersprüchliches. Hinter mancher harmlosen Zielgruppe verbergen sich Klassenstrukturen, und manches Proll-Programm entpuppt sich bei näherem Hinsehen als klassenfremd sophisticated.

So Die Bademeister – Weiber, Saufen, Leben retten  von Martin Walz (Regie), Mathias Dinter und Martin Ritzenhoff (Buch). Da glaubte man doch: Das kann nicht klappen; einmal Ballermann 6  lassen wir durchgehen, aber jetzt das Ganze noch mal und auf Sylt, nein danke. Doch dann kam alles ganz anders. Die Blödianer Paul und Böller aus dem Ruhrpott – „seit 400 Jahren in den Berg eingefahren” – landen als „Baywatch” an der Nordsee, fragen erst mal „Wo ist das Becken?” und lassen dann – nein, nicht die Sau, sondern eine niedliche Robbe raus, die unter Naturschutz steht und sprechen kann. Im Klartext: Der Film um die beiden Bergarbeitersöhne aus Wanne-Eickel, die fest entschlossen sind sich zur Schokoseite des Lebens durchzubeißen, ist mit so viel Feingefühl realisiert worden, mit so viel Gespür für Gags, Slapstick und Timing, mit so viel Mut zur exorbitanten Übertreibung und zur schrägen Fantastik, daß man vermuten muß: Da waren lauter hochgebildete Mittelschicht-Sensibelchen am Werk. Eine Ode aufs Proletentum sind dieBademeister  einwandfrei, aber gestimmt ist die in einer Tonart, die nur Spezialisten kennen.

Das Schöne an dem Film ist, daß er – anders als Held Paul, gespielt von Michael Herbig – keinen „Klassenverrat” begeht. Bei aller Virtuosität sind die Motive des Ballermann -Genres vollzählig anwesend: geile Bräute, nasse Shorts, jede Menge Rülpser (hervorgestoßen von Hilmi Sözer als Böller), avancierteste Begriffsstutzigkeit und schließlich die „einäugige Hosenschlange”, die schwer zu zähmen ist. Und natürlich kriegt die Schickeria ihr Fett weg. Sie ist auch einfach zu affig, wenn sie lispelt: „Das hier ist Sylt.” Es gibt keine Trinkhallen auf der Insel und in der Güldenen Auster keinen Platz für Prolls. Also, was soll’s.

Ein gelungenes Stück Fernsehen – und was ist mit der Klassenfrage? Paul und Böller wissen, daß sie Proleten sind, und sie wollen nichts anderes sein. Dennoch zeigt die Art und Weise, wie ihr Weltverständnis in Komik aufgelöst wird, wie vergnügt, verrückt und nicht mal gänzlich aussichtslos sie dem Hedonismus frönen, daß es klassenübergreifende Werte, Ziele und Kulte gibt, die den Sylt-Urlauber und den Ruhrpott-Proll in einem Spaß zusammenschließen. Das Fernsehen gehört dazu.”

(Quelle: Barbara Sichtermann, Die Zeit, 24.06.99)

BERLINER ZEITUNG

“SCHÖN BLÖD

Sand, Sonne, Sex – bei dieser Mixtur, die mittlerweile für (grob geschätzte 2000) „total exclusive Reportagen” aus Mallorca, Ibiza und Teneriffa im Fernsehen gesorgt hat, war das Schlimmste zu befürchten. Ein Untertitel wie „Weiber, Saufen, Leben retten” steigerte die Ängste, so daß man von dieser Prolls-treffen-Schickeria-Story kaum mehr böse überrascht werden konnte.

So geschah es, und, besser noch: es wurde ganz lustig. Die ertrickste Versetzung der beiden Ruhrpott-Kumpel Paul (Michael Herbig) und Böller (Hilmi Sözer) von Wanne-Eikel an den Strand von Sylt bot ausreichend Stoff für erstaunlich sichere Pointen und entspannten, weil klug organisierten, Klamauk. Der gelangweilte Modeschöpfer, der auf Sylt den „frischen Wind” vermißt und die beiden Deppen von der Düne für einen Sommer zu Stars macht, wirkte schon fast wie aus dem wahren Trendsucher-Leben gegriffen.

Auf eine Handlung, die diesen Namen verdienen könnte, verzichteten die Autoren Mathias Dinter und Martin Ritzenhoff lieber gleich. So hatte Regisseur Martin Walz freie Hand für seine peppige, mit allerlei 80er-Jahre-Reminiszenzen angereicherte Asozialen-Revue. Einige echte Kunstgriffe kamen hinzu: die Schnösel blamierten sich, in dem sie über ein simples Bier genauso weltfremd parlierten wie die gelackten Genießer in den Werbespots, das Ersatzidol der beiden Hasselhoff-Verehrer, der alternde Bademeister, empfahl sie als seine Nachfolger, um sich „beruhigt neben dem Dreier verbuddeln zu lassen”. Solche Gags und die gut gewählten, fein verfremdeten musikalischen Verweise auf vergangenen Schrott zeugten von weit mehr Stilsicherheit, als man erwarten durfte. Es war unter Niveau, vielleicht gerade deshalb lustig.”

Quelle: Helge Hopp, Berliner Zeitung, 21.06.1999)