Bei einem Filmgespräch über eine Selbstmordattentats-Dokumentation herrscht im Lichtspielhaus großes Interesse
Seit der Neueröffnung am 27. Oktober überzeugt das Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck mit seinem ausgewähltem Programm die Besucher. Eine besondere Eventreihe sind die Filmgespräche, in denen Regisseure ihre Produktionen direkt im Kinosaal vorstellen, um anschließend mit den Besuchern darüber zu sprechen. Die Dokumentation „True Warriors“ war der neueste Teil dieser Veranstaltungsreihe.
Der Film zeigt eine Gruppe Schauspieler aus Kabul, die bei der Aufführung eines Theaterstücks über einen Selbstmordanschlag ein tatsächliches Attentat miterleben. Ihre Geschichte erzählen die beiden Regisseure Niklas Schenck und Ronja von Wurmb-Seibel. Sie waren, wie zwei der Schauspieler, für das Filmgespräch vor Ort. Fast 180 Gäste haben sich im renovierten Kinosaal eingefunden, darunter auch 16 geflüchtete Afghanen. Auf Initiative von Willi Dräxler, Migrationsbeauftragter der Caritas, in Kooperation mit der IG Lichtspielhaus, wurde ein Kontingent von kostenlosen Karten für interessierte Flüchtlinge bereit gestellt.
Nach dem Abspann war die Anspannung im Publikum deutlich spürbar. Es dauerte etwas, bis die Zuschauer sich dem Bann des Dokumentarfilms entziehen konnten, der zu berühren weiß, ohne zu dramatisieren und der schonungslos die Brutalität des Alltags in Kabul aufzeigt.
Trotzdem ließen die ersten Fragen nicht lange auf sich warten. Jamal Farani und die Regisseure, die mehrere Jahre in Kabul gelebt haben, übersetzten für die afghanischen Schauspieler, die in ihrer Muttersprache antworteten.
Als Mahtooz Nejrabi erklärt, warum er trotz aller Probleme in Afghanistan noch immer in seiner Heimat Kabul lebt, antworteten die Afghanen mit lautem Applaus. Nachdem Farani für alle anderen übersetzte und beipflichtete, man verlasse seine Heimat nicht „aus Jux und Gaudi“, schließt sich auch das restliche Publikum an.
Nach einer halben Stunde beendete Julia Winkler, die Leiterin des Abends, den offiziellen Teil und verabschiedete den immer noch vollen Kinosaal. Trotzdem stünden die Regisseure und Schauspieler für weitere Fragen bereit. Von dieser Möglichkeit machten die Gäste dann noch bis 23.30 Uhr Gebrauch. Dabei gingen die Gesprächsthemen auch weg von Film und Flucht. Gerade Julia von Wurmb-Seibel, die in Fürstenfeldbruck zur Schule ging, war viel gefragt. Auch ihr alter Mathematiklehrer und die Kindergärtnerin waren im Publikum gesessen und wollten ihr zur Regiepremiere gratulieren. Auf allen Stopps ihrer Filmtournee, meldeten sich Schulkameraden und alte Bekannte, erzählte Niklas Schenck. Er schwärmte von Abenden wie diesem, die helfen würden einen Dialog anzuregen, weg vom rein Politischen, hin zum Menschlichen. Der Film solle helfen, „ein anderes, direkteres Gespräch hinzukriegen“. Begeistert gab er sich zu der gesamten Veranstaltung, lobte aber vor allem die Idee der Caritas. Auch das Kino an sich, möge er total und die Vielzahl an Besuchern habe ihn sehr gefreut. Nur ein einziges Mal, in Hamburg, seien mehr Gäste da gewesen, als im Lichtspielhaus.