REGIE: UTE WIELAND

Am Sonntag den 30.10.2022 um 20:15 Uhr feiert der zweite Polizeiruf von unserer Regisseurin Ute Wieland die Erstausstrahlung im ARD Fernsehen.

Diesmal ist es ein etwas besonderer Polizeiruf, denn…

Eine Frau wird nach dem Halloweenfest am Fuße des Brockens tot aufgefunden. Hauptkommissarin Doreen Brasch bringt den Mord vorerst nicht mit abergläubischen oder gar spirituellen Ritualen in Verbindung. Seltsam ist die Tat aber schon. Die Leiche wurde verbrannt, auf einer Art Scheiterhaufen. Und schließlich stellt sich heraus, dass das Opfer gefoltert wurde – mit Methoden der mittelalterlichen Inquisition. Wer steckt hinter dieser Tat?

Rainer Tittelbach hat wunderbar beschrieben, wie es gelingt, den klassischen Fernsehkrimi mit den Mystery-Genre zu verschmelzen und lobt die Regisseurin Ute Wieland und den Drehbuchautor Wolfgang Stauch für die gelungene Inszenierung und Arbeit:

Wenn der realistische, vernunftgesteuerte Fernsehkrimi mit dem Mystery-Genre, mit Mythen, surrealem Schrecken und schwarzer Magie schwanger geht, dann ist das eine Herausforderung für die Macher. Denn weder darf der Plot als völliger Humbug, noch das atmosphärische Beiwerk vom Publikum als aufgesetzter Schauer-Effekt empfunden werden. Außerdem hat man die Krimi-Puristen im Nacken, die es prinzipiell lieber (krimino)logisch als assoziativ und genregemixt mögen. Der „Polizeiruf 110 – Hexen brennen“ nimmt alle diese Hürden. Es gibt viele Gründe dafür. 1. Weil diese seltsame, fremde Welt konsequent als ein in sich geschlossener Mikrokosmos dargestellt wird; eine Welt, in der nicht Autos Lärm machen, sondern allenfalls der Berg schreit. 2. Weil die Konventionen des Ermittlerkrimis weitgehend außen vor bleiben. 3. Weil die Zuschauer*innen das mysteriöse Geschehen unmittelbar mit den Augen der Ermittlerin Brasch, die erst nach einem zweiten Mord Unterstützung von ihrem Chef Lemp (Felix Vörtler) bekommt, erleben dürfen – und sie sich somit weitgehend selbst ein Bild machen können. Oder 4. weil Autor Wolfgang Stauch (15 Sonntags-Krimis) sehr amüsante Genre-Kontext-Verschiebungen vornimmt.

(…)

Regisseurin Ute Wieland („Polizeiruf – Black Box“, „Eisland“) hat Wolfgang Stauchs dichtes Drehbuch kongenial umgesetzt. Da ist die grandiose Exposition, in der drei zeitversetzte Szenen erzählökonomisch miteinander verschnitten und mit Stichworten die Cuts zwischen den Szenen motiviert werden. So erfährt der Zuschauer in Windeseile und ohne Leerlauf das für die Geschichte Wissenswerte. Auch ohne die üblichen Ermittlerfragen, die werden einfach ausgelassen. Brasch indes beginnt später eine Befragung mit dem Satz: „Glauben Sie an Hexen?“ Vielleicht funktioniert der Film ja so gut, weil sich die rationale Kommissarin auf die schwarze Magie, das Inquisitionsszenario und die bestialischen Foltermethoden, einlässt, weil sie zuhört, sich nicht sofort über die Männer uralter Schule echauffiert (ihr Chef ist ja auch so einer, allerdings einer der liebenswerten Art) und nicht auf den gesunden Menschenverstand setzt und den Teufel-Hexenzauber als Spuk abtut. 

Auch im Stern wird Ute Wielands Polizeiruf gelobt:

Der „Polizeiruf“ glänzt nicht nur mit humorvollen Passagen, sondern auch durch die stark besetzten Nebenrollen. Keiner sticht besonders hervor, vielmehr ergibt sich ein harmonisches Ganzes. Von der gezeichneten Mutter des Opfers über den alten, sexistischen Arzt bis zum seltsamen Ladenbesitzer – alle Schauspieler überzeugen. Scheinbar jeder in diesem Dorf hat mit Problemen zu kämpfen – was allen deutlich ins Gesicht geschrieben ist. (…)

Bis zum Ende kann der Krimi die Spannung hochhalten. Gibt es nun Hexen und schwarze Magie, oder nicht? Das muss jeder „Polizeiruf 110“-Fan wohl für sich selbst entscheiden. So viel sei verraten: Die Macher haben sich für die letzte Szene etwas Besonderes ausgedacht.

Textquellen: http://www.tittelbach.tv/programm/reihe/artikel-6176.html
https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/polizeiruf-110/sendung/hexen-brennen-100.html 
https://www.stern.de/kultur/-polizeiruf-110–hexen-brennen—so-ist-der-halloween-krimi-aus-magdeburg-32858778.html

Bild: MDR/filmpool fiction/Conny Klein