Sputnik
Sputnik
Filmeditor: Sebastian Thümler, Andreas Baltschun
Der Film Sputnik kreist, wie der namensgebende Satellit, um die kleine Friederike Bode. Das Mädchen (Flora Thiemann) wohnt in dem beschaulichen Dorf Malkow und träumt davon, die erste Kosmonautin der DDR zu werden. Doch als ihr Onkel Mike (Jacob Matschenz) in den Westen geht, werden ihre Talente anderweitig gebraucht. Anders als ihre Eltern (Yvonne Catterfeld und Maxim Mehmet) kann Rieke nämlich nicht verstehen, weshalb ihr Onkel die Heimat verlassen hat. Inspiriert von ihrer Lieblingsserie “Raumschiff Interspace” baut sie mit ihren Freunden Fabian (Finn Fiebig) und Jonathan (Luca Johannsen) eine Maschine, die das Hin und Her-Beamen zwischen Ost und West erlauben soll. Dabei können sie auch ihr Mitschüler Oliver (Emil von Schönfels) und Dorfpolizist Mauder (Devid Striesow) nicht aufhalten. Als der Apparat allerdings fertig ist, zeigt er eine unerwartete Wirkung.
Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/sputnik
DE/CZ/BE · 2013 · Laufzeit 83 Minuten · FSK 0 · Komödie · Kinostart 24.10.2013
Drehbuch: Markus Dietrich
Regie: Markus Dietrich
Film Editing: Sebastian Thümler, Andreas Baltschun
Produktion: Ostlicht Filmproduktion, Hamster Film
Verleih: MFA + Filmdistribution
Weltvertrieb: attraction distribution
Quelle: Ostlicht Filmproduktion
Preise
Auswahl
Preis der Deutschen Filmkritik 2013 ‧ Bester Kinderfilm
Deutscher Filmpreis ‧ Nominierung Bester Kinderfilm 2013
Final Cut – Marburger Kinder- und Jugendfestival 2013 ‧ Bester Kinderfilm
Filmkunstpreis Sachsen-Anhalt 2013 ‧ Spezialpreis Kamera für Philipp Kirsamer
KinderFilmFest Münster 2013 ‧ Lobende Erwähnung
TP2-Filmpreis 2014 ‧ Kategorie: „Filme über 45 Minuten Laufzeit“
Schlingel in Nowosibirsk ‧ Bester Kinderfilm 2014
10. Festival des deutschen Films 2014 ‧ Lobende Erwähnung der Kinderjury
Kritiken
Auswahl
Die Welt
Der Kinderfilm „Sputnik“ erzählt das Märchen vom Mauerfall: Im Herbst 1989 erfindet ein Mädchen aus Brandenburg eine Apparatur, um Menschen über Grenzen zu befördern. Danach scheint die Sonne.
Das Revolutionäre in Leander Haußmanns Heimatfilm „Herr Lehmann“ war die Perspektive. Man erfuhr, dass sich der Mauerfall nicht nur im deutschen Osten zugetragen hatte, sondern auch am Rand des Westens. Plötzlich ging die Sonne sogar über Berlin-Kreuzberg auf. Wenn Filme sonst vom 1989er Herbst erzählen, tragen ihre Helden Garderobe und Frisuren aus dem Siebzigern, wohnen in abrissreifen Häusern und führen bedrückende Gespräche. In der DDR.
Auch „Sputnik“ spielt Anfang November 1989 irgendwo in Brandenburg, das Dorf heißt Malkow, und die Menschen sind so bodenständig, ursprünglich und ernsthaft und ihre Behausungen so unberührt und baufällig, dass man sofort dort Urlaub machen möchte vom Berlin im Herbst 2013.
„Sputnik“ ist ein Kinderfilm nach Art der Defa: Friederike heißt die zehnjährige blonde Heldin, interessiert ist sie an Raumfahrt – ein patentes, abenteurerlustiges und neunmalkluges Kind. Ihr Onkel Mike hilft ihr beim Bau einer Rakete, mit der sie ins Weltall reisen will. Am Militärparka ist Mike als jugendlicher Querkopf zu erkennen. Er berlinert, wie man es auch im detailgenauesten DDR-Film selten hört. Zu ihm hat Friederike mehr Vertrauen als zu ihren Eltern, die im Dorf die Gastwirtschaft betreiben und zu allen anderen Erwachsenen, die sich im trübsinnigen Dasein eingerichtet haben.
Alles so schön grau und braun hier
Mike und sie grüßen einander mit „Pojechali!“, dem legendären Ruf des ersten Manns im All, Juri Gagarin. Doch bevor die zwei ihr eigenes Raumschiff fertigstellen können, geht Mike in den Westen. Friederike leidet. Sie entwickelt eine Vorrichtung zum Beamen wie in ihrer Lieblingsserie aus dem Westfernsehen, um den Onkel wieder heim zu holen.
Markus Dietrich hat einen Historienfilm gedreht und ihn mit Liebe ausgestattet. Pädagogisches Kinderspielzeug, hölzerne Kassettenrekorder, rostige Wartburgs und die Digedags. Es gibt Fahnenappelle und Wehrkunde in der Grundschule. Die Rockband Renft singt „Apfeltraum“. Devid Striesow, geboren auf Rügen, spielt den übereifrigen Dorfpolizisten. Yvonne Catterfeld aus Erfurt spielt die Mutter. Andreas Schmidt aus Finnentrop gilt spätestens seit „Sommer vorm Balkon“ als ideeller Ostler, er verkörpert völlig überzeugend den gerissenen Betreiber der Verkaufsstelle, wo er den Tauschhandel von Malkow lenkt. Autoteile gegen Kupferkabel gegen Spargel.
„Sputnik“ zeigt das Leben, wie es war am Vorabend des Mauerfalls. Vor allem zeigt der Film geschichtlich ahnungslosen Kindern, dass die DDR kein Paradies war und kein Arbeitslager, sondern ein umzäuntes, tristes, stilles Land, das man nicht lieben musste, um sich dort daheim zu fühlen und daran zu leiden. Friedericke brüllt: „Ich will nicht in den Westen!“ So ging es den meisten damals.