Nach der Premiere auf dem Filmfest Hamburg kann man jetzt die Serie „Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“ in der ARD-Mediathek und im NDR schauen.

Editor war unser la gentie Sebastian Thümler.

 

Regisseur Jan Georg Schütte erzählt, warum es ihn für dieses Projekt als Paartherapeut Kranitz vermehrt auch wieder vor die Kamera zog.

„In der Serie werden humoristisch kuriose Therapiefälle von Paaren geschildert. Besteht da nicht auch die Gefahr bei einer Lauflänge von knapp 50 Minuten pro Folge, so intensiv in die Therapie einzusteigen, dass der Humor auf der Strecke bleiben kann?

JAN GEORG SCHÜTTE: Genau das ist ja immer mein Bestreben: die Mischung aus Humor und Tiefe. Ich suche nie den schnellen Gag. Das ist auch mit Improvisation nicht zu leisten. Die Paare haben in ihrer Problemstellung durchaus eine Skurrilität, werden aber von Kranitz so durchleuchtet, dass sie in eine wirkliche, tiefe Verzweiflung geraten. Und dafür braucht es Zeit.

Wie entstanden die Paarungen der prominenten Schauspieler*innen?

JAN GEORG SCHÜTTE: Tatsächlich haben wir uns in unserem Autoren-Team mit Wolfgang Seesko und Sebastian Schultz und den Redakteurinnen von der ARD Degeto und vom NDR erst ein Bündel von Themen herausgesucht, die wir gerne behandeln wollten. Dabei wollten wir natürlich sowohl in den Themen als auch in der Altersstruktur möglichst breit aufgestellt sein – oder wie man heute sagt „divers“. Als wir das entschieden hatten, wurden von allen Beteiligten Namen ins Rennen geworfen. Inzwischen habe ich natürlich durch meine Arbeiten schon einen ziemlich großen Pool an Schauspielerinnen und Schauspielern, denen ich meine Arbeitsweise gut zutrauen kann. Charly Hübner und Bjarne Mädel, Anna Schudt und Aurel Manthei sind dafür sichere Kandidatinnen und Kandidaten. Diese dann mit neuen Leuten zu kombinieren, ist dann natürlich die Aufgabe unserer Casterin Marion Haack gewesen.

Sie sind sowohl Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Autor der Serie. Bei Ihren sonstigen Regiearbeiten kommen Sie vor der Kamera eher am Rande vor. Hat Ihnen die Dreifach-Belastung Spaß gemacht?

JAN GEORG SCHÜTTE: Ja, das stand jetzt endlich mal an. Auch wenn es ein irrer Stress war. Aber ich kann ja nicht immer nur die Kolleginnen und Kollegen in die irrsten Improvisationen reinschmeißen und dann selbst immer nur vom Rand zugucken oder kurz im Bild vorbeischauen. Die Rolle des Therapeuten, der ja auf eine Art auch Regisseur seiner Therapiesitzungen ist, war dafür perfekt geeignet. So konnte ich dann alles vereinen.

Sie sind ja ein Großmeister des improvisierten Materials, aus dem Sie dann etwas Knackiges schneiden müssen. Wie viel Material entstand pro Episode?

JAN GEORG SCHÜTTE: Dieses Mal ist gar nicht so viel Material entstanden. Wir haben die drei Sitzungen je Paar recht kompakt gehalten und in circa einer halben Stunde jeweils einmal durchgespielt und mit sechs Kameras aufgezeichnet – die meisten davon waren versteckt. Dann habe ich mich mit meinem Co-Regisseur Sebastian Schultz, dem Co-Autor Wolfgang Seesko und auch den Schauspielerinnen und Schauspielern beraten. In der Regel hatten wir dann nach zwei weiteren Durchläufen die Sitzung im Kasten. Pro Tag haben wir auf diese Art zwei Paare gedreht. Ankünfte und Abfahrten hat parallel der Produzent Lars Jessen übernommen, mit dem ich ja schon „Für immer Sommer 90“ die Regie zusammen gemacht habe. Da ist inzwischen ein großes Vertrauensverhältnis zu der Florida Film entstanden. Und mit Benjamin Ikes, Sebastian Thümler und Niko Hartmann waren drei Cutter am Start, denen ich gut vertrauen kann.“ (Quelle: Das Interview führte Michael Müller, veröffentlicht wurde es in der Blickpunkt Film Zeitung, am 15.10.2021.)